Parodontologie
Gemäß der deutschen Gesellschaft für Parodontologie besteht bei ca. 80 % der Deutschen eine Entzündung des Zahnfleischs, wobei bei ca. 45-65 % der Erwachsenen bereits Zahnfleischtaschen zu diagnostizieren sind.
Im Mund existiert eine große Anzahl von Bakterien, von denen die meisten unbedenklich sind, doch einige von ihnen können bei schlechter Mundhygiene sehr aggressiv werden. Sie bilden den Zahnbelag, der auch als Plaque bezeichnet wird. Wird diese Plaque nicht regelmäßig beseitigt, kommt es zu einer Zahnfleischentzündung, der Gingivitis.
Typische Symptome einer Gingivitis, wie z.B. Rötung, Schwellung, Zahnfleischbluten und Schmerzen auf Berührung, entstehen. Schreitet diese Entzündung weiter fort, wird der Zahnhalteapparat durch die in die Tiefe vordringende Entzündung zerstört. Es resultiert eine Parodontitis. Erfolgt keine rechtzeitige Behandlung durch den Zahnarzt, kann der Knochenabbau so weit voranschreiten, dass die Zähne locker werden und deren Verlust droht. Meistens treten keine Schmerzen auf, so dass die Erkrankung auch vom Patienten beinahe unbemerkt fortschreiten kann. Die Bakterien können über die Blutbahn auch an andere Regionen im Körper gelangen und dort möglicherweise Entzündungen oder schwere Allgemeinerkrankungen fördern.
Risikofaktor Parodontitis
In Deutschland stellen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems die häufigste Todesursache dar. Arterielle Verschlusskrankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfälle werden u.a. durch Übergewicht, Diabetes mellitus, häufigen Alkoholkonsum und Rauchen begünstigt.
Chronische Entzündungen, wie z.B. die Parodontitis, stellen einen weiteren Risikofaktor dar. Studien zeigen, dass bei Parodontitispatienten ein bis zu 1,7-fach höheres Risiko für eine koronare Herzkrankheit vorlag. Die Bakterien können auch in die Gebärmutter absiedeln und somit eine Frühgeburt auslösen oder das Geburtsgewicht des Neugeborenen beeinflussen.
Untersuchungen haben ergeben, dass untherapierte Parodontalerkrankungen das Risiko einer Frühgeburt um das 7,5-fache erhöhen, und dass Mütter mit Frühgeburten und untergewichtigen Kindern über mehr Entzündungsmediatoren verfügen. Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem kann eine Parodontitis auch eine Lungenentzündung oder andere Atemwegerkrankungen begünstigen.
Ca. 10 -15 Prozent unserer Bevölkerung sind an Diabetes mellitus erkrankt. Schlecht eingestellte Typ-I-Diabetiker leiden meistens auch an einer Parodontitis. Bei Typ-II-Diabetes besteht ein um den Faktor 4,8 erhöhtes Risiko, an Parodontitis zu erkranken.